Qiu Miaojin – * 29.05.1969 † 25.06.1995

Zur Erinnerung an Qiu Miaojin….

Qiu Miaojin, 1969 im Bezirk Chuanghua im Westen Taiwans geboren, war eine der innovativsten literarischen Stimmen und die bekannteste lesbische Schriftstellerin des Landes. Sie schloss ein Psychologiestudium an der Nationalen Universität Taiwan ab und absolvierte ein Studium der klinischen Psychologie an der Universität Paris VIII.
Ihre erste veröffentlichte Geschichte, »Prisoner«, wurde mit dem Central Daily News Short Story Prize ausgezeichnet, und ihre Novelle »Lonely Crowds« erhielt den United Literature Association Award. Während ihres Aufenthalts in Paris führte sie Regie bei einem dreißigminütigen Film mit dem Titel Ghost Carnival und nahm sich kurz darauf, im Alter von sechsundzwanzig Jahren, das Leben.
Die posthumen Veröffentlichungen ihrer Romane machten sie zu einer der am meisten verehrten Ikonen der chinesischen Gegenkultur. Nach ihrem Tod 1995 wurde sie mit dem Ehrenpreis der China Times für Literatur ausgezeichnet.

Bücher von Qiu Miaojin in deutscher Übersetzung im Verlag Matthes & Seitz Berlin

Qiu Miaojin - Aufzeichnungen eines Krokodils

Aufzeichnungen eines Krokodils
Im Taipeh der 1980er-Jahre, kurz nach Aufhebung des Kriegsrechts, kämpfen Studierende einer Eliteuniversität darum, ihr Leben nach eigenen Überzeugungen entwerfen zu können. Doch wie kann so ein Leben tatsächlich aussehen? Begriffe von Freiheit, Liebe und dem Leben müssen für sie neu definiert werden. Teil dieser Gruppe von eigensinnigen Außenseitern ist Lazi, die sich in ihre ältere Kommilitonin Shui Ling verliebt und sich zunächst den Gefühlen verweigert, bis sie zur Obsession werden. Ihre Gedanken und Emotionen verarbeitet Lazi in einer Collage von Texten. Mal verfasst sie Tagebucheinträge, mal Gedichte oder Parabeln von Krokodilen, die sich mit menschlicher Kleidung verhüllen, um in der Öffentlichkeit nicht aufzufallen, und eine Vorliebe für Windbeutel und Pelze hegen.

Voller Humor und Tiefgang erzählt Lazi von den Höhen einer neuen Liebe und dem Leid, das sie durch Homophobie, Frauenfeindlichkeit und klassische Geschlechterrollen erfährt. Somit greift Aufzeichnungen eines Krokodils einer Debatte über queere Identitäten und Repräsentation vor, die fast dreißig Jahre nach dem Erscheinen des Buches aktueller ist denn je.

Qiu Miaojin - Letzte Worte vom Montmartre

Letzte Worte vom Montmartre
Als sie im Alter von sechsundzwanzig Jahren Selbstmord begeht, hinterlässt die bereits zu frühem Ruhm als Autorin einer rebellischen Gegenkultur gelangte Qiu Miaojin ihr unveröffentlichtes Meisterwerk Letzte Worte vom Montmartre. Darin erzählt sie in einer Reihe von Briefen, die von einer namenlosen Erzählerin in Paris, Taipeh und Tokio geschrieben werden, die Geschichte einer leidenschaftlichen Beziehung zwischen zwei jungen Frauen – ihr sexuelles Erwachen, ihre Trennung und die verheerenden Folgen ihrer zerbrochenen Liebe – und bietet so erschütternde Einblicke in das Leben zwischen den Kulturen, Sprachen und Geschlechtern. Zwischen den Extremen schwankend, zwischen Selbstironie und Pathos, zwanghafter Wiederholung und rhapsodischen Träumereien, Zurückhaltung und Verletzlichkeit, entwickelt sich dieser genresprengende Roman zu Thriller, Romanze und Abschiedsbrief in einem. Miaojin erweist sich darin als eine der aufregendsten chinesischsprachigen Autor:innen der letzten Jahrzehnte.

Text- und Fotocredit: Matthes & Seitz Berlin

Buchlinks zum Verlag Matthes & Seitz Berlin
Aufzeichnungen eines Krokodils
Letzte Worte vom Montmartre

Weiterführende links

Artikel im bookforum (Englisch) zu “Last Words from Montmartre”
Missive Impossible by Eileen Myles

Über Qiu Miaojin auf Making Queer History (Englisch)
“My world is one of tainted sustenance. I love my own kind–womankind.” – Qiu Miaojin

Artikel in der TAZ (12.01.2024) anlässlich der Veröffentlichung von “Letzte Worte vom Montmartre”
“Meine Seele will ewiglich lieben” von Lorina Speder

Über Qiu Miaojin auf der großartigen Webseite (Mandarin/Englisch) des National Museum of Taiwan Literature NMTL (Tainan).
Qiu Miaojin Archive

..und auf Wikipedia
en.wikipedia.org/wiki/Qiu_Miaojin