Der taiwanesische Künstler Huang Po-Chih ist in den letzten Jahren mit partizipatorischen, auf sozialen Austausch zielenden Beiträgen zur Shenzhen Sculpture Biennale (2014), Taipeh Biennale (2014 und 2016), Performa 19 in New York (2019) sowie zuletzt zur Busan Biennale (2020) in Erscheinung getreten.
Ab November 2021 zeigt das mumok seine erste Einzelausstellung außerhalb Asiens. Huang Po-Chih (*1980 in Taoyuan) gehört einer Generation von Künstler*innen an, die in einer Ära demokratischer Reformen und hohen
Wirtschaftswachstums in Taiwan sozialisiert wurde.
Huangs multidisziplinäre Praxis, die diverse künstlerische Medien ebenso umfasst wie Literatur, Agrarwirtschaft, Textilmanufaktur und soziales Entrepreneurship, reflektiert den gewandelten Identitätsdiskurs Taiwans der letzten Jahrzehnte: von einer nach innen gerichteten, von der japanischen Besatzung, der Rolle im Kalten Krieg und den Souveränitätsansprüchen gegenüber der Volksrepublik China bestimmten Erzählung hin zu einer transnationalen Vision, die lokale, ostasiatische und globale Perspektiven gleichermaßen berücksichtigt.
Grundlegende Mechanismen des globalen Kapitalismus, von Produktion, Handel, Austausch und Konsum, die sich in vielschichtigen Verschränkungen von Mikro- und Makroebene manifestieren, werden von Huang analysiert und neu aufgerollt. Der institutionelle Rahmen der Kunst fungiert dabei als Plattform des sozialen Austausches.
Im Mittelpunkt von Huangs Präsentation im mumok steht die mehrteilige Werkserie Production Line – Made in China & Made in Taiwan (2014–20).
Ausgehend von seinem Essay Blue Skin: Mama’s Story (2011–13), in dem er das wechselvolle Arbeitsleben seiner Mutter schildert, thematisiert Huang darin den Aufstieg und Untergang der Textilproduktion in Taiwan und deren schrittweises Outsourcing nach Shenzhen in China.
Huangs Mutter und andere ehemalige, nun arbeitslose Textilarbeiter*innen partizipierten an diesem Projekt als Produzent*innen für eine temporär ins Leben gerufene Fertigungslinie von Jeanshemden, die von Shenzhen zurück nach Taipeh führt. Huang begriff die Shenzhen Sculpture Biennale (2014) und die die Taipeh Biennale (2014) als Plattformen für die Produktion in mehreren Fertigungsschritten sowie den Verkauf, um damit zu untersuchen, wie „Kunst (in Form von Gütern oder Veranstaltungen) im Rahmen komplexer sozialer Beziehungen neue Bedeutungen und Definitionen einführen kann“
Eröffnung der Ausstellung am 26. November von 18:00 bis 21:00
Die Ausstellung läuft vom 27.November bis zum 27. Februar 2022.
Weiterführende Links:
Huang Po-Chi auf doublesquare.com
Huang Po-Chih: Taiwan Contemporary Art Archive Link
Huang Po-Chih auf artfacts.net
Artland – Haven on Fourth
Production Line-Made in China & Made in Taiwan
Huang Po-Chih Blue Elephant – Link zur Ausstellung auf der mumok Webseite
Textcredit: museum moderner kunst stiftung ludwig wien